Dubtari - Offbeat Handwerk
Vom Fremden und Eigenen: Die Hamburger Reggae-Bigband "Dubtari" stellt in der Fabrik ihr Debüt – Album vor
Eine notorisch kultur- wie auch ansonsten konservative Berliner Tageszeitung wusste in ihrer Online-Ausgabe unlängst einmal mehr berichten, die Deutschen bildeten "eine seltsame Kulturnation". Denn: "Kein Volk der Welt schaut sich so gern Kultur bei Fremden ab". Den Aufhänger für diese Überlegungen, hinter denen ein, gelinde gesagt, statisches Kulturverständnis vermutet werden darf, bildeten zwei Reggae-Alben aus inländischer Fertigung.

Unter anderem dabei: Be yourself, das Debütalbum der Hamburger Dubtari, das am Sonntag im Rahmen der offiziellen CD-Releaseparty auch vor heimischen Publikum vorgestellt wird. Nun ließe sich von diesem Themenfeld trefflich nachdenken über Kulturtransfer und Fragen des vermeintlich Eigenen. Ob indes die Schlußfolgerungen aus dem besagten Artikel die einzig möglichen wären? Dort nämlich werden aus Inhabern deutscher Ausweispapiere, die sich in den ach so fremden Sphären von Bob Marley und Inner Circle bewegen, schon mal "würdige Karl Mays des Rastafari" – dann vermutlich, wenn der gemeine Abendlandverteidiger sich so richtig kultureller Fremdheit ausgesetzt wähnt, es also "authentisch" wird.

Seit 1997/98 gibt es die Band Dubtari, erste Auftritte gab man auf Benefizveranstaltungen in der roten Flora, arbeitete wiederholt auch mit renommierten Soundsystems zusammen und hat inzwischen einen Namen, wenn es ums Summer-Jam – und sonstige Reggaegeschehen in Babylons hiesiger Außenstelle geht. Auf Be Yourself folgt diese selbst erklärt "etwas andere Reggaeband" keiner reinen Lehre irgendwie wurzelgetreuen Offbeat-Handwerks. Erlaubt ist, wie man sagt, was gefällt, und das sollte in erster Linie groovend Spaß machen. So kommt neben Ragga und Ska auch das eine oder andere Latinelemant, vereinzelt gar eine leicht dem Schweinösen zuneigende Rockgeste, in die Melange, die von bis zu zehn Musikern gebraut wird. Dieser Mix, wie es andernorts durchaus zutreffend hieß, "schert sich weniger um karibische Authentizität als um Beförderung, des lokalen Tanzbodengefühls" (Szene Hamburg 6/2002), widerspricht nicht erst darin eingangs erwähnter Sorge um den vermeintlichen Verlust spezifisch deutscher Identitäten im unterstellten Hinterherlaufen-und- Nachmachen – und macht auch noch ordentlich schwitzen.

Alexander Diehl
taz hamburg 13. Juni 2002