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HUBERT VON GOISERN
Iwasig
Veröffentlichung: 16. September 2002
Am 28. Februar 2001 ist es endlich soweit: Nach einer achtjährigen Pause betritt Hubert von Goisern wieder mit einem eigenen Konzertprogramm die Bühne. Im Herbst 2000 ist die CD Fön erschienen, im März 2001 folgt die Volksliedersammlung Trad.

Hubert von Goisern kommt aus der Stille. Dementsprechend gestaltet sich auch das Liveprogramm, das aus Titeln aus den beiden CDs besteht. Nur "Heast as nit" ist eine Reminiszenz an Alpinkatzenzeiten.

Und dennoch: Was kaum einer der Beobachter für möglich gehalten hat. Das Publikum kommt in Massen sowie 1994. Standing Ovations, ausverkaufte Hallen, hundert Konzerte allein 2001; ­ Hubert von Goisern schließt nahtlos an "alte Zeiten" an. Mehr noch: Mit der Fön- und Trad-Tournee wird 2001 zum erfolgreichsten Jahr für Hubert von Goisern.

Und 2002 erfüllt sich Hubert von Goisern einen langgehegten Wunsch ­ mit seiner Musik "hinaus" zu gehen, zu sehen, wie seine Art zu Musizieren in anderen Kulturen aufgenommen wird.

Grenzenlos 2002
Mit dem Ägypter Mohamed Mounir im gemeinsamen Konzert: “Wir haben einen Samen gesät“ Jodeln unter Pyramiden, Holleraähdullioöh im Lande der Pharaonen, Alpenrock im Orient? Noch vor acht Jahren hätte sich die schreibende Zunft nur allzu gerne dieser Klischees bedient und den Sprung des ersten Vertreters des “neuen Alpenrocks“ über das Mittelmeer in den Nahen Osten bejubelt. Die Zeiten von derartiger Oberflächlichkeit und solch einfacher Betrachtungsweise im Fall des Hubert von Goisern und seiner Musik sollten ein für alle Mal vorbei sein und sind auch vorbei.


Der Österreicher hat sich längst vom Volks- zum Weltmusiker entwickelt. Davon zeugt, was sich kürzlich im oberägyptischen Assiut bei einem Konzert von Hubert von Goisern und dem ägyptischen Musiker Mohamed Mounir ereignet hat. Hubert von Goisern hat bei dieser Gelegenheit sein neues Programm vorgestellt. Das steht allerdings im Schatten jener Euphorie von 15.000 Konzertbesuchern und vor allem auch der Organisatoren, bis zuletzt daran zweifeln mussten, dass ihr Konzept aufgeht, Orient und Okzident musikalisch zu konfrontieren.

Damit sind wieder freilich wieder gefährlich nah beim Klischee : Aber der ägyptische Musiker Mohamed Mounir und der Österreicher Hubert von Goisern sind gemeinsam aufgetreten und haben, so sieht es Hubert von Goisern, “einen Samen gesät“ oder, aus Sicht von Mounir, bewiesen, “dass das gemeinsame Musizieren stärker als Blut und
Krieg ist“. Ja, es ist gelungen: 15.000 Besucher umjubelten den Auftritt, waren vor allem vom gemeinsamen Musizieren des Goiserers und des Ägypters angetan. Doch bis zuletzt war die Anspannung hinter der Bühne zu spüren, bis zuletzt waren weder Mounir noch Goisern überzeugt, dass “es“ passieren könnte.

Organisiert wurde dieses spektakuläre Zusammentreffen vom Goetheinstitut in Kairo (Fußnote: schon der alte Geheimrat war ein Verehrer der orientalischen Dichtkunst und auch beträchtlich von ihr beeinflusst). Bewusst hat sich der Leiter der Programmabteilung, Enzio Wetzel, Assiut als Schauplatz ausgesucht. Bis 1998 fanden dort die deutschen Tage statt, ehe der Terroranschlag auf deutsche Touristen dieser gemeinsame Initiative der deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und Schweiz ein Ende gesetzt hatte. Freilich, der 11. September machte die Ausgangsituation nicht leichter. Und dennoch bot diese Stadt, neben Kairo mit ihren 60.000 Studenten wichtigste Universitätsstadt, den richtigen (nähr)Boden für dieses wagemutige Experiment.
Wer immer einen Ägypter (und sei es der ägyptische Zeitungsverkäufer im heimischen Salzkammergut) nach dieser Stadt fragt, wird eine abweichende Antwort bekommen: Galt Assiut doch lange Zeit als Hochburg der Fundamentalisten und wird nach wie vor mit der Herkunft der Attentäter auf Präsident Anwar el Sadat identifiziert. Die Universität war ein Hort der Islamisten. Entsprechend gnadenlos ist die Staatsmacht auch bei der Bekämpfung vorgegangen.

Wie angespannt die Stimmung noch immer ist, erfuhren Hubert von Goisern und seine Band schon allein dadurch, dass sie nur durch eine Eskorte geschützt, anreisen konnten. Selbst der Besuch der im übrigen ruhig und angenehm erscheinenden Stadt war den Gästen aus Österreich und Deutschland nur nach massiven Hinweisen auf das Gebot der Gastfreundschaft ohne entsprechenden Personenschutz möglich!


Und dennoch bietet Assiut den idealen Boden für einen “cultural clash“ dieser Art: Die Menschen sind ausgehungert und sehnten sich nach einer kulturellen Begegnung. “Von der Angespanntheit auf und hinter der Bühne haben sie gar nichts bemerkt“, ist Hubert von Goisern überzeugt. Bis zuletzt war ihm die Perspektive “glorreich zu scheitern“ näher gewesen. Das Publikum nämlich drückte auf die Absperrungen und stürmte schließlich im Überschwang die Hinter- und Seitenbühne, einige hundert Schaulustige
Machten es sich zudem in den Fenstern des dahinterliegenden, halbfertigen Hotelbaus bequem. “Die Gefahr, dass es etwas passiert, jemand herunterfällt war größer, als dass alles gut ausgeht“; bilanziert Hubert von Goisern. Und ein Zwischenfall hätte angesichts des Aufgebots an Sicherheitskräften nur eine Konsqeuenz gehabt: “Das soetwas wie dieses Konzert auf absehbare Zeit nicht mehr hätte stattfinden dürfen“. Dass es freilich zu den eigentlich zu erwartenden Zwischenfällen nicht gekommen ist, liegt vor allem auch am “Magier Mounir“ (Hubert von Goisern), dem es gelungen sei, “die Leute friedlich zu machen“.

Schnell erkennt Hubert von Goisern in Mounir einen “Seelenverwandten“: “Er kommt zwar aus einer anderen Kultur, steht aber für dasselbe, was ich gemacht habe: Er bekennt sich zu seinen regionalen Wurzeln, ist aber in seiner Umsetzung international“. Es war deshalb für den Österreicher leichter, sich mit der Musik Mounirs auseinanderzusetzen als beispielsweise mit der Musik der Tibeter: “Beide Kulturen üben auf mich eine Faszination seit Kindheitstagen aus. Mit seiner Musik habe ich mir allerdings leichter getan als mit der tibetischen, die sich als Bewahrung alter Tradition
versteht. Er steht mit seiner Musik im Hier und Jetzt“.

Mounirs schöpft zum einen aus nubischen Traditionen, was vor allem die Rhythmik durch seine vierköpfige Percussiontruppe (hier kommt vor allem die ägyptisch Darabuka zum Einsatz) und die Melodien verdeutlichen.
Die moderne Auffassung seines Musizierens verdeutlichen freilich die Reggaegitarre und die Jazztrompete in seiner Band. Und auch Form und Länge der Nummern deuten auf Befruchtung von außen hin.

Das optische Erscheinungsbild Mounirs und der fünfzehnköpfigen Band weisen auf westlich Vorbilder, wenn man vom Kopftuch einer seiner beiden Backgroundsängerinnen absieht.

Die nubische Moll-Pentatonik, auf die Mounir in fast allen seiner Nummern zurückgreift, macht es Hubert von Goisern schließlich leicht - so urteilt er selber ­ “ihnen mit der Ziehharmonika und in Dur ein Stück wegzunehmen und eine eigene Geschichte ausbreiten.“ Die Zieharmonika an sich ist “ein Orchester, das in sich spielt“.


Und war für die Zuhörer zudem auch exotisch und wusste an sich zu beeindrucken. So sind sich beide Seiten einig, dass das, was zustandegekommen “Außergewöhnlich gewesen“ und sie verdient “nachbearbeitet zu werden“:
Mohamed Mounir spricht von einer “speziellen Situation“, die Hubert und er in Assiut
vorgefunden hätten. Es sei auch nicht zulässig, davon auf “irgendetwas anderes, und sei es in Ägypten“ zu schließen, meint Hubert von Goisern und bezeichnet diesen Abend schlicht als “legendär“.

Das afrikanische Abenteuer
Was macht Hubert von Goisern in Afrika? Wen soll die alpenländische Weltmusik des Goiserers ausgerechnet dort interessieren? Drei Stationen hat Hubert von Goisern für sich und seine Band im Zuge des Abenteuers Afrika eingeplant: Die kapverdische Hauptstadt Praia sollte Auftakt der Reise sein, Dakar mit seiner vibrierenden Szene der Höhepunkt und Burkina Faso ein würdiger Schlusspunkt. “Ich will Freunde finden, den musikalischen Austausch suchen und zeigen, welche Musik wir machen,“ stellt Hubert
vor der Abreise fest. Schon mit dem ersten Konzert ist das gelungen: 4.000 Zuschauer nützen die Einladung zu einem Konzert bei freiem Eintritt vor dem Fußballstadion im kapverdischen Praia. Und die Stimmung, für die sie sorgen, ist einmalig: Da springen gelegentlich Leute, beseelt vom Grogue, dem kapverdischen Zuckerrohrschnaps, auf die Bühne und tanzen mit, die einzelnen Lieder werden eingeklatscht. Autofahrer, die auf der nahen Straße vorbeifahren, beteiligen sich am Konzert, in dem sie hupen.

Tété Alhinho von der Gruppe Simentera, deren zehnjähriges Bestehen der eigentliche Anlass für dieses Konzert ist, kommt auf die Bühne und singt gemeinsam mit Hubert “Über d´Alma“. Eineinhalb Stunden dauert das Konzert, das ein würdiger und ermutigender Beginn für die Afrikareise werden sollte. Ein respekteinflössender Ruf als eine der wichtigsten Städte der Musikszene eilt Dakar voraus und einen derer, die für diesen Ruf mitverantwortlich sind, trifft Hubert gleich am ersten Tag: Youssou Ndour hat es zum Weltstar gebracht und der Welt gemeinsam mit Künstlern wie Peter Gabriel, Sting oder Neneh Cherry Welthits Hits hinterlassen. Ndour interessiert sich im Gespräch vor allem für Hubert von Goiserns Zusammenarbeit mit tibetischen Künstlern und entpuppt sich als Fußballfan.

Eine weitere Begegnung beeindruckte Hubert von Goisern: Jene mit der senegalesischen Modeschöpferin Oumou Sy, die sich mit dem ersten Internetcafé in Dakar und mit der Forderung nach dem Zugang zum Internet für den afrikanischen Kontinent einen Namen gemacht hat. Ein Zusammentreffen in Österreich, wenn sie im Herbst bei der Ars Electronica vertreten sein wird, wurde bereits vereinbart.


In einem der wichtigsten Konzertsäle des afrikanischen Kontinents, dem Theater Sorano, gibt Hubert ein Konzert gemeinsam mit dem senegalesischen Musiker Falung Dieng, der ebenso wie der Nachwuchsstar Magou einen der Titel von Huberts neuem Programm mitsingt.

Absoluter Höhepunkt sollte jedoch ein Auftritt an einem ganz anderen Schauplatz sein: Trotz vieler Warnungen und Sicherheitsbedenken wagt sich die Band in einen der Slums und spielt dort vor einem dankbaren und mitgehenden Publikum eines der vielleicht besten Konzerte, das sie bis dahin gegeben hat.

Das Schöne dabei: Der Wunsch vom gemeinsamen Musizieren mit afrikanischen Musikern erfüllt sich auf eindrucksvolle Weise, als die verschiedensten Musiker sich dazu gesellen und ihr eigenen Lieder und Rhythmen von Traditionellen bis zum modernen Rap ­ auch dafür ist Dakar längst ein Synonym ­ präsentieren. Musikalische Begegnungen der archaischen Art ermöglichten schließlich Besuche einfacher, schwer
erreichbarer afrikanischer Dörfer im Senegal und in Burkina Faso, wo die Bewohner die Gäste aus Österreich mit traditionellen Gesängen und Tänzen empfingen und im Gegenzug mit Volksliedern aus dem Salzkammergut, von Hubert von Goisern auf der Ziehharmonika gespielt, zum Tanzen animiert wurden. Das Interesse Hubert von Goisern gehörte aber nicht nur der Musik der Länder, sondern auch den Initiativen der
österreichischen Entwicklungszusammenarbeit: “Meine Meinung diesbezüglich hat sich stark geändert, weil ich gesehen habe, wie effektiv hier gearbeitet wird und dass die Vorgabe der “Nachhaltigkeit“ bei diesen Projekten nicht nur ein Schlagwort ist!“

Neben den Ausflügen nach Afrika, im Sommer folgt noch ein angesichts der Probleme und Wartezeiten an den Grenzen gen Osten, denkwürdiger Ausflug nach Sarajewo, beginnt in Salzburg die Arbeit an einem neuen Album, das im September 2002 erscheinen wird. Bereits im Juli ist nach neun Jahren Pause erstmals wieder eine Single erschienen: Unter dem Titel "Poika" enthält sie zwei neue Nummern (Poika und Voixjammer) und unter dem "Übers Wasser" eine Neubearbeitung des Trad-Stückes "Über d´Alma".

"Poika" ist auch im neuen Liveprogramm, mit dem Hubert durch eine ausgedehnte Festivaltournee durch die deutschsprachigen Länder aufbricht, einer der Höhepunkt. Insgesamt präsentiert sich Hubert von Goisern mit erweiterter Band mit einem stimmungsvollen, mitreißenden Programm, das das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen zu vermag.


Er wollte einmal den umgekehrten Weg gehen: Neue Nummern in einem Liveprogramm erproben und sie erst dann auf CD präsentieren. Ein Experiment, das die Vorfreude auf die Veröffentlichung wachsen lässt, und auch viel für eine Fortsetzung der eigentlich gerade abgeschlossenen Tournee erhoffen!


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