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1970 haut er - nach einem Konzert von Ton Steine Scherben, bei dem er Rio Reiser kennen lernte - aus dem Erziehungsheim, in dem er gerade untergebracht war und in dem er immer wieder auch handgreiflichen Ärger mit den Erziehern hat, ab. Er will nach Berlin, auf der Suche nach den Scherben und weg von dem Leben in den Heimen. Er ist 15, als er bei Helmstedt auf die Ladefläche eine LKWs klettert, der mit Rosinen beladen ist – und er wird mitten auf der Transitstrecke von Volkspolizisten entdeckt.
Der Hörbuch-Teil aber ist ein echter Leckerbissen und ein Zeitdokument, dass sich des Hörens lohnt. Nachdem Banse von der DDR nach Westberlin abgeschoben wird, ist er in Berlin auf der Straße unterwegs, zwischen Grunewaldsee und den Yorckbrücken. Dort tritt er auch R.P.S. Lanrue und Schlotterer von Ton Steine Scherben wieder. Die beiden haben gerade Streit über eine Frau, über Schischi (Christine), die damalige Ehefrau des heutigen Innenministers Otto Schily. John Banse hängt sich an die beiden ran und ist seitdem regelmäßiger Gast in der Scherben-Kommune am Tempelhofer Ufer. Rio Reiser wird spätestens jetzt zu seinem großen Idol, zu einer Art Ersatzvater.
Zwischen Rauch-Haus, 2. Juni und Knast John hält sich in dieser Zeit mit Laden- und Taschendiebstählen über Wasser, geht bei den Scherben am Tempelhofer-Ufer ein und aus. Auf allen Demos dieser Tage ist er dabei, fährt mit zu der Anti-Olympia-Demo nach München, die in einer riesigen Keilerei zwischen Bullen und Demonstranten endet. Nach der Ermordung von Georg von Rauch ist er dabei, als am Kreuzberger Mariannenplatz das bis dahin leer stehende ehemalige Bethanien-Schwesternheim besetzt wird. Im Georg-von-Rauch-Haus, regelmäßig von Hunderschaften Polizei umstellt und durchsucht, zwischen Trebern, Lehrlingen, Politaktivisten, Anarchos und anderen Revolutionären wird Banse zum Stadtindianer und bekommt - zu ersten mal in seinem Leben - ein eigenes Zimmer. Im aufgeheizten politischen Klima Westberlins Anfang der 70er Jahre, gerät er ins Fadenkreuz der Bullen. Er kennt die Leute, die sich zur Roten Armee Fraktion und zur Bewegung 2. Juni zusammentun, Anschläge verüben, bei denen es auch zu Verletzten und Toten kommt. Und da er selbst im Rauchhaus immer mal wieder Sprengstoffe ausprobierte, die er im Tausch von Drogen von amerikanischen Soldaten besorgte, wird er schließlich wegen des Verdachts der Beihilfe zum Mord festgenommen und monatelang durch die Mühlen der Staatsschutzorgane gedreht. Auf einem Feuerlöscher, den später Leute vom 2. Juni für einen Anschlage benutzten, waren seine Fingerabdrücke gefunden worden. Während er in dieser Geschichte freigelassen werden musste, geht Banse 1975 für einige Jahre wegen Waffen- und Drogenhandel in den Knast. Doch diese Geschichte ist schon nicht mehr Bestandteil der Hörspiel-CD. Die CD endet mit dem Bruch zwischen der Scherben-Kommune im Tempelhofer-Ufer und den Rauch-Haus-Leuten. Banse erzählt von dem Riesen-Streit, den die Scherben mit den Polit-Aktivisten des Rauch-Hauses haben, der zu einem Bruch führt und der so was wie einen letzten Baustein darstellte, dass die Scherben ihre Zelt in Berlin abbrachen, um schließlich 1975 in das nordfriesische Fresenhagen, kurz vor der dänischen Grenze, zu ziehen.
DSe (www.rock-links.de)
Info-Links: Zum Tod von Georg von Rauch: http://www.contramotion.com/about/gvr/zugeorgvonrauch.html
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