Mamadee 
  "Lass los" und SISTERS e.V.


Foto: Mamadee

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Für Mamadee sind Freundschaft und Vertrauen die wichtigsten Voraussetzungen all ihrer künstlerischen Ambitionen. Auch wenn „Lass los“, der wunderbar entspannte Reggae-Song, mit dem sie im Februar beim Bundesvision Song Contest antritt, eher vom Scheitern einer Liebe und der Courage zur Trennung handelt. Die charmante 25-jährige Sängerin und Songwriterin, die seit fünf Jahren in Köln lebt, gehört eben nicht zu jenen Menschen, die sich aufdrängen, aber durchaus zu jenen, die es verstehen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Als sich Mamadee im Jahr 2000 Brothers Keepers respektive Sisters Keepers anschließt, zählt sie zu den jüngsten Afrodeutschen, die beherzt gegen Diskriminierung und Rassismus eintreten. Die Sisters-Keepers-Single „Liebe und Verstand“ wird sogar für den Black Music Award 2001 nominiert. Heute gehört Mamadee zum Vorstand von Sisters e.V.

Ein Jahr später, im Jahr 2002, wird sie gemeinsam mit ihrer Freundin Tamika als Backgroundsängerin für Gentleman engagiert, genau zu jener Zeit, als Deutschlands einziger Reggaestar mit seinem Album „Journey To Jah“ richtig durchstartet. Mamadee sammelt nun jede Menge Bühnenerfahrung und entwickelt mit der Zeit ein enormes Selbstbewusstsein. Sie reist auf den Tourneen mit Gentleman und der Far East Band kreuz und quer durch Europa und krönt ihre Leistung schließlich mit „Good Days“, einem Song, den sie gemeinsam mit Tamika geschrieben hat und der auch auf Gentlemans DVD „Live“ enthalten ist. Zu den weiteren persönlichen Highlights der letzten zwei Jahre zählen diverse Schulprojekte der Sisters bzw. Brothers Keepers, ein Duett mit Mellow Mark („Babies“) und die Mitwirkung an zwei Tracks des Seeed-Albums „Music Monks“.

Im letzten Jahr wurde ihr Talent auch von Matthias Arfmann entdeckt. Der Initiator des Turtle Bay Country Clubs ermöglichte es Mamadee, auf der Compilation „Love Factory“ ihre stilistische Vielseitigkeit mit zwei eigenen Songs („Baby“, „Kein leichter Weg“) unter Beweis zu stellen. Ganz gleich, ob Jazz oder Gospel, Soul oder Reggae, die musikalischen Interessen von Mamadee sind ebenso weit gefasst wie ihre gesanglichen Fähigkeiten und sollen zukünftig selbst Rockmusik nicht ausschließen. Mamadee ist im Osten Deutschlands aufgewachsen, genauer gesagt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Dresden, als jüngste Tochter einer Deutschen und eines Afrikaners aus Sierra Leone. Gemeinsam mit ihren beiden Schwestern verbringt sie in der ländlichen Umgebung eine idyllische Kindheit. Bereits mit fünf Jahren bekommt sie Klavierunterricht. Durch ihre musikbegeisterte Mutter lernt sie die großartigen Stimmen von Aretha Franklin, Dionne Warwick und Marvin Gaye kennen. Erst nach der Wende, als sie das Gymnasium besucht, bekommt sie erstmals Schwierigkeiten wegen ihrer Hautfarbe – Erlebnisse, die sie in ihrem späteren politischen Engagement noch bestärken sollen. Im Jahr 1999 zieht sie zu ihrer Schwester nach Köln mit dem Ziel, Sängerin zu werden. Ein spontanes Ständchen führt zu einem Engagement als Backgroundsängerin in Pauls Club, einer Band, die sich auf Jazz- und Soulklassiker spezialisiert hat.

Mit einem ihrer ersten eigenen Songs, „Farbgesetz“, wird Mamadee bei Brothers Keepers vorstellig und schließt sich den Sisters Keepers an. Diese erste Begegnung mit anderen afrodeutschen Musikern prägt sie. Eine weitere für ihre künstlerische Entwicklung wichtige Beziehung knüpft Mamadee zu Adrienne Morgan Hammond, bei der sie eigentlich Gesangsunterricht nehmen will. Stattdessen entwickelt sich daraus eine innige Freundschaft, sodass Mamadee mit Herzenslust bei Adriennes Gospelprojekt The New Chapter einsteigt. Das nächste Kapitel ist ihr folgenreiches Engagement bei Gentleman. Parallel arbeitet Mamadee an ihren Soloarbeiten und in diesem Jahr soll auch der Dokumentarfilm „Fremd im eigenen Land“ erscheinen, der den Werdegang diverser afrodeutscher Musiker unter die Lupe nimmt: Neben Adé, D-Flame und Xavier Naidoo ist Mamadee die einzige weibliche Künstlerin. Nun ist Mamadee das erste Signing auf Gentlemans eigenem Label Bushhouse Records und „Lass los“, der offizielle Start ihrer Solokarriere, ist durchaus eine Art Unabhängigkeitserklärung. „Jetzt bin ich bereit und sehr zuversichtlich“, erklärt Mamadee, „vor zwei Jahren hätte ich wohl noch eine Krise bekommen.“

Die gleichnamige EP mit insgesamt neun Tracks, darunter sechs Versionen des Titelsongs, offenbart ein bewundernswertes stilistisches Spektrum. So ist „Lass los“ nicht nur als wohltemperierter Roots-Reggae zu hören, bei dem die Far East Band ebenso einfühlsam wie präzise auftrumpft und bei dem Gentleman mit seiner prägnanten Stimme gastiert, sondern auch als samtschwerer Dub-Mix und als auf die pure Melodie reduzierte Pianoballade mit Helmut Zerlett am Bösendorfer Flügel sowie mit exzellenten Streicherpassagen. Darüber hinaus enthält die EP mit „Give Something“ einen exklusiv für Mamadee komponierten Song von Jack Radics, den aus Mamadees Feder stammenden Reggae-Song „Hör nicht auf“, den sie mit viel Soul interpretiert, sowie den von Gentleman produzierten Roots-Reggae „Trust In You“, in dem Freundschaft und Vertrauen thematisiert, wenn nicht gar voll und ganz ausgelebt werden. In diesem Jahr kann man „Lass los“ auf Gentlemans im Frühjahr anstehender Tournee live erleben. Man darf darauf vertrauen, dass ein großes Publikum die Klasse der jungen Sängerin entdecken wird.

Januar 2005