Microphone Mafia
und das neue Label Al dente

Al Dente Recordz heißt ein neues HipHop-Label aus Köln. Die Macher dahinter sind Microphone Mafia, eine der Pioniergruppen des Rap aus Almanya, die zurzeit auf Tour sind: Am Sonnabend sind Kutlu und Signore Rossi & Co. in Hamburg. Auf der Bühne zu stehen macht ihnen noch eine Menge Spaß, obwohl sie das seit Jahren tun.

Die beiden kennen sich seit ihrer Kindheit, haben schon gemeinsam in der Grundschule die Bank gedrückt. Nicht das dies gereicht hätte, später gründeten sie als einige der ersten hierzulande eine Rap-Band; zu einer Zeit, als Spaß-Hip-Hop nicht über die Bildschirme flimmerte und Rap in den deutschen Charts keinen Platz hatte, reihten sich Microphone Mafia mit ihrer Musik in anti-rassistische Kulturevents ein. Damals aus der Überzeugung, etwas bewegen zu können.

Bald nervte es die Jungs aber, die Vorzeige- Migranten-Band für das liberale Publikum zu sein. Denn sie wollten Applaus für ihre Musik, nicht für ihre zugeschriebene Herkunft. Um sich den zu holen, kämpften sie weiter. Verwurzelt in der rheinischen HipHop-Community produzierten sie Alben (Vendetta und Microphonia) und dockten sogar bei einem Major an.

Das ging nicht wirklich auf, aber Microphone Mafia bedienten sich weiter des Raps, um über sich und ihre Homies zu erzählen. Spätes-tens mit dem Song "Insanlar", einem Meilenstein des migrantischen Rap in D, gelang es ihnen, sich in den Sonnenherzen einiger Rap-Liebhaber zu platzieren. Eine Momentaufnahme dieses Landes nach Solingen mit einer Mischung aus Verzweifelung und Widerstand. Schwierig genug, das. Keine Überraschung, dass die Kassen nicht klingelten, aber Respekt gab es allemal. Und der reicht zwar nicht fürs Konto, ermutigt aber, den Weg mit seinen Unebenheiten und Einbahnstraßen weiterzugehen.

So etwas schimmert auf der neuen Al Dente-Compilation Buon Appetito durch, wenn Microphone Mafia über HipHop narrativ berichten, um "Zeichen zu setzen". Das ist an sich nicht originell, aber die Art und Weise wie sie dies tun, macht die Platte mindestens hörenswert. Gebettet in einen erstaunlich groovy Sound, rappen Rossi & Co mit guten Flow-Noten durch die Songs. Das ist die konsumistische Ebene. Es gibt aber auch eine Dimension der Repräsentation: Aus der Summe eigener Erfahrung ist bei Microphone Mafia der Gedanke weiter gereift, anderen Acts eine Plattform zu bieten. So sind die Newcomer Profilistix, Lyrical Malaria sowie Efe & Careem mit am Start.

Am Sonnabend werden neben Microphone Mafia, Profilistix, MC*M, CanCan - sowie als Hamburger Support Santa Fu mitsamt Lelf MC - auf der Bühne stehen, um dem (verwöhnten) hiesigen HipHop-Publikum den Sound of Köllifornia zu präsentieren

Imran Ayata

Sonnabend, 21 Uhr, Trockendock (Spohrstr. 10)

taz Hamburg Nr. 6403 vom 22.3.2001, Imran Ayata