Die Sambabombe platzt -
und es ist gar keine Samba dabei

Über die Aktualität oder eigentliche Relevanz einer Jugendbewegung namens PunkRock, die ja mittlerweile auch auf eine über20jährige Geschichte zurückblicken kann, nachzudenken bzw. sich lauthals dazu zu äußern - ist seit einiger Zeit ziemlich hip, oder?

Wirklich wichtig, ist diese Pseudo-Diskussion aber nicht, oder? Denn so lange es Bands wie RANTANPLAN und Schallplatten, wie "Samba" gibt, muß es einem um den guten alten PunkRock doch gar nicht bange sein. Auf ihrer mittlerweile dritten Veröffentlichung zeigen RANTANPLAN - mittlerweile zum Quintett gesundgeschrumpft - mal wieder wer hierzulande das Zepter im deutschsprachigen Ska-Punk inne hat .

Gegründet in einer Hamburger Mietswohnung im Jahre `95, um den großen Vorbildern OPERATION IVY und MIGHTY MIGHTY BOSSTONES nachzueifern, traten Sie damals mit einer Unzahl von fantastischen Konzerten und den Schallplatten "Kein Schulterklopfen (Gegen den Trend)" (1996) und "Köpfer" (1998) eine Welle los, die den Namen Ska-Punk erhielt. Aus dem PunkRock nahm man die Power der Gitarren und aus dem Ska vor allem die wunderschönen Bläsersätze. Getreu dem entliehenen Motto "Wenn die Revolution nicht tanzbar ist, sind wir nicht dabei" entstand ein Gemisch, welches vor allem natürlich live direkt in die Beine geht.

Nach der ersten personellen Umstrukturierung in der über fünfjährigen Bandgeschichte (Marcus und Reimer verließen das Spielfeld und Bassist L Punkt wurde eingewechselt), ist es jetzt aber endlich - denn PunkRock-Deutschland mußte viel zu lange darauf warten - soweit und "Samba" hat das Licht der Tonträgerwelt erblickt und zeigt, daß (Ska-)Punk auch im 21.Jahrhundert immer noch seine Daseinsberechtigung hat, ja für das Dasein fast schon unabdingbar ist.

In alter Stärke geht es zur Sache, alles was das SkaPunk-erprobte und RANTANPLAN-verwöhnte Herz sich wünscht: Schöne Bläsersätze, druckvolle Gitarren, Texte, die sich immer mehr von der Alltagspolitik, hin zum persönlich-politischen wenden, wunderschöne Sprachbilder mit tollen Gesangsmelodien, harmonisches Zusammenspiel, schöne Tempiwechsel, Kombination verschiedener Musikstile usw. usf.!


Wenn sich das Hören des Werkes vielleicht auch nicht ganz erübrigen wird, können wir uns ja doch mal einigen ausgewählten Tonbeispielen widmen, oder?


Torpedo Hamburg Ahoi
Als Opener geht`s direkt programatisch zur Sache und sowohl die Vergangenheit, als auch der kommende Fünfjahresplan werden vorgestellt: "Wir waren über`
Jahr im U-Boot, ...Wir sind zurück, ... geben Vollgas. Rantanplan - Roter Alarm! Platz da - aus der Bahn!" Fragen?


Alles wird Pop
Nach einem wunderschönen midtempo-Intro, geht es in eine klassische Ska-Strophe, die wiederum einem lupenreinem Punk-Refrain weichen muß. Unterstützt wird das Ganze natürlich durch fette Bläser. Textlich sowas wie ein Abschied..! Für wen? Hört Doch selbst!


Schweinesand
Die ersten Worte, die man hört sind: "Ein Schiff läuft aus. Meine Sehnsucht zieht`s ein Stück weit mit raus..." Und genau das passiert, die musikalische Untermalung nimmt einen mit auf einen Ausflug von mindesten 3.20 Minuten; vielleicht auch mehr. Aber nicht, daß Ihr jetzt von reiner Weglosphantasie träumt - so einfach liegt der Fall nicht, denn "das Bungee der Melancholie ist kurz und federt hart zurück"
Sicherlich einer der Höhepunkte der Platte, Spannung aufbauen, zurücknehmen, mit den Worten "Kaptain Ahab winkt vorm Wal" das alles übertönende Finale einläuten ("Was machen wenn kein Land in Sicht, außer Baden gehen...?) - hätte ich kaum besser machen können, ob Ihr`s glaubt oder nicht. Würd ich jetzt gerne auf Walkman hören und bei Regen und einer Flasche Wein im Hamburger Hafen hören. Schade..!


Efrem Zimbalist
Eine Situation, die wir alle zu gut kennen: "Die Nacht hört wieder mal mit einem Morgen auf...", oder? Und musikalisch in einem wunderschönen Popsong umgesetzt ist. Oh Gott, versteh ich das jetzt alles richtig? Irgendwie egal, denn "auf ein Astra bleib ich noch". Mit Sicherhit der zweite Hit der Platte..!


Ecce Homo
Die Vertonung von Gedichten steht bei RANTANPLAN in einer gewissen Tradition. Hat man sich auf der ersten Platte Bert Brecht ("Die Stärksten") gewidmet, wurde für den zweiten Longplayer "Der Panther" von Rainer Maria Rilke ausgewählt. Dieses Mal ist Herr Nietzsche mit "Ecce Homo" an der Reihe. Was wird wohl als nächstes kommen? Wir sind gespannt..!


Flucht nach vorn
Einen lebensbejahenden Reggae zum Abschluß mag gewagt erscheinen- ist aber einfach nur der perfekte Abschluß für diese wunderbare Platte und diese tolle Band. Ist der letzte Akkord verklungen, will man die Platte direkt wieder umdrehen - und genau das tue ich jetzt!


Viel mehr gäbe es noch zu sagen, aber erinnern wir uns doch lieber der weisen Worte die damals (Von wem ? - Preis der Person die`s wirklich weiß!) so schön gesprochen wurden: "Talking about music is like dancing about architecture".
Also bereiten wir der absoluten Lobhudelei für dieses Mal ein Ende, freuen uns auf die nächsten Konzerte und vor allem auf die übernächste Revolution, denn "ein Spiel dauert 90 Minuten"!

Torpedo Hamburg Ahoi!