Tresenthesen und Tritte gegen Rechts

Rantanplan legt abwechslungsreiche EP vor
Dass Ska-Punker sich mit Neil Diamond auseinander setzen, ist sicherlich ungewöhnlich. Auf ihrer neuen EP "Tresenthesen" hat sich Rantanplan den Klassiker Solitary Man vorgenommen und wieder belebt.

Die Hamburger Band orientiert sich musikalisch neu, denn auf der EP klingt Rantanplan erheblich melodiöser und rhythmischer, als man es bislang gewohnt war. Und dabei wildert sie auch in anderen Stilrichtungen. Unter den acht Songs befindet sich mit Mondschuld County eine Neueinspielung der Samba-Nummer Nur der Mond hat schuld, die jetzt stark auf Country getrimmt ist und munter swingt. Von ihrer ersten Platte Kein Schulterklopfen stammt die Neuvertonung von Durch die Nacht fällt Schnee. Der Song mit dem etwas spacig klingenden Gesang, einer flotten akustischen Gitarre und wunderbaren Bläsereinsätzen klingt leicht südamerikanisch. Selbst an Disko-Sound Marke Miami wagt sich Rantanplan ran Disko-Kalle). Für die Fans dürfte das Ganze starker Tobak sein. Aber die Bandmitglieder werden nicht müde zu betonen, dass sie Neues ausprobieren und sich nicht langweilen wollen, indem sie sich permanent wiederholen. Mit Tresenthesen sind sie ganz sicher auf dem Weg.

Den Trend, dass ihre Texte weniger eindeutige politische Statements enthalten, setzt Rantanplan fort. Und dass die Jungs politisch sind, dass müssen sie nicht unbedingt auf einem Plakat vor sich her tragen. Mitten in der Arbeit an ihrer neuen EP nahm sie in Hamburg an dem Benefizkonzert gegen Brechmitteleinsätze (vgl. ak 465/466) teil. Torben, Sänger und Gitarrist erklärte das Engagement der Band: „Unter Schill ist ein Leben scheinbar so viel wert wie unter John Wayne.“ Ohne langes Gerede bezeichnet er die Brechmitteleinsätze als Folter.
Bei dem Konzert anlässlich des zehnten Jahrestages der Überfälle auf das Ausländerwohnheim in Rostock-Lichtenhagen (Ende August) sorgte die Band nicht nur auf der Bühne für Schwung. Vor dem Konzert trafen sich die fünf Musiker in einem nahe gelegenen Jugendclub mit AktivistInnen verschiedener Rostocker Antirassismus-Initiativen. Dabei ließen sie sich nicht nur über die Situation vor Ort informieren, sondern diskutierten mit den Jugendlichen darüber, wie man mit Nazis und Skins umgehen solle. Als die Band meinte, dass es auch mal ganz nützlich sein könnte, wenn man den Skins was auf die Glocke gäbe, und von eigenen Auseinandersetzungen mit Nazis erzählten, sorgte das für reichlich Diskussionsstoff.

Im Dezember geht Rantanplan mit den Tresenthesen auf Tour. Nachdem sich die Band im Sommer von ihrem bisherigen Label Rod-Rec getrennt hat, hat sie die Produktionskosten für die EP erstmal selbst aufgebracht. Die Platte wird lediglich in einer Auflage von 1.000 Exemplaren erscheinen und soll dann nur während der Tour oder über die Internetseite der Band gekauft werden.


DSe, rock-links.de

Rantanplan, Tresenthesen, www.rantanplan.musicpage.de <http://www.rantanplan.musicpage.de>

Record-Release-Party: 4.12. Hamburg, Tanzhalle St.Pauli, 21 Uhr. Weitere Tourdaten: 8.12. Hamburg, Markthalle; 12.12. Nürnberg, Neuer Kunstverein; 13.12. Linz, Stadtwerkstatt; 14.12. Wien, Arena; 15.12. Ingolstadt, Ohrakel; 17.12. Hannover, Indiego Glocksee; 18.12. Trier, Exhaus; 19.12. Bochum, Zwischenfall; 20.12. Bielefeld, Kamp; 21.12. Düsseldorf, Benrather Hof

aus ak, analyse & kritik, Nr 467, 22.11.02, www.akweb.de