Zupfgeigenhansel 
  wieder beisammen!

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Das Lied "Mein Vater wird gesucht" wurde 1935 oder 1936 (unterschiedliche Quellenangaben!) von dem Laiendichter Hans Drach verfaßt, der den Text zur Vertonung an die nach Prag emigrierte Komponistin Gerda Kohlmey sandte. Es wurde im deutschen Untergrund, vor allem aber von Emigranten im Exil gesungen. Das Lied gehört zu den präzisesten Beschreibungen nationalsozialistischer Willkürherrschaft. Wie in vielen Arbeiterliedern folgt auch hier der Darstellung von Not und Verfolgung in der letzten Strophe die Aufforderung zum Widerstand, die Hoffnung auf ein Ende der Gewaltherrschaft.
Es wurde mit Noten in der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls bereits nach Prag emigrierten "Arbeiter-Illustrierten-Zeitung" veröffentlicht und so unter den AntifaschistInnen vieler Länder verbreitet.

Mein Vater wird gesucht,
er kommt nicht mehr nach Haus.
Sie hetzen ihn mit Hunden,
vielleicht ist er gefunden –
und kommt nicht mehr nach Haus.

Oft kam zu uns SA
und fragte, wo er sei.
Wir konnten es nicht sagen,
sie haben uns geschlagen,
wir schrien nicht dabei.

Die Mutter aber weint,
wir lasen im Bericht,
der Vater sei gefangen
und hätt‘ sich aufgehangen –
das glaub‘ ich aber nicht.

Er hat uns doch gesagt,
so etwas tät‘ er nicht.
Es sagten die Genossen,
SA hätt‘ ihn erschossen –
ganz ohne ein Gericht.

Heut‘ weiß ich ganz genau,
warum sie das getan.
Wir werden doch vollenden,
was er nicht konnt‘ beenden –
und Vater geht voran!

Eine Meldung, die so manchen Folkfreak begeistern sollte. Allerdings bezieht sie sich nicht auf das Duo selbst, wohl aber auf das künstlerische Gesamtwerk der Gruppe. Passend zum 30 jährigen Bühnenjubiläum der Künstler, ist es dem Verlag ‚pläne' gelungen, alle jemals erschienenen Zupfgeigenhansel Produktionen als CDs wieder zu veröffentlichen.

Die Aufnahme „Kein schöner Land“ aus dem Jahre 1983 bildet den Abschluss dieser Reihe und enthält als bonus tracks die beiden, bisher ebenso nicht veröffentlichten live Stücke der LP 'Eintritt frei' „Tsen Brüder“ und „Dire-gelt“.

Die Aufnahme, die als richtungsweisend für die 80er Jahre bezeichnet wurde, zeigt die eigentliche Stärke des Duos und ihr musikalisches Konzept - die Einheit von Text und Musik, die von vielen Folkmusikern erstrebt, aber selten erreicht wurde.

„Hier wird deutliche, worin die Stärken von Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz liegen: Die beiden schwäbischen Musiker schaffen es, auch ausgelatschte Volkslied-Weisen mit neuem Leben zu erfüllen, indem sie deren musikalische Substanz ernstnehmen und sich mit ihr beschäftigen. Dabei verlieren sie in ihren Interpretationen nie den Bezug zur Gegenwart, sondern stellen ihn oft sogar in den eigenen Texten bewusst und mit politischem Engagement her. Die musikalische Perfektion dieser zehn neuen und alten Volkslieder zeigt sich besonders in den bekannten Melodien wie ‚Zogen einst fünf wilde Schwäne': Gitarre und Mandoline umspielen sich in vollendeter Harmonie, Kontrabaß (Sigi Busch) und Geige (Mic Oechsner) sorgen fürs üppige Fettpolster auf dem Gerüst und zwischendurch setzt das Akkordeon saftige Akzente.

Nun wäre das vielleicht gar nicht so aufregend, wenn es lediglich dazu diente, falsche Geborgenheitsgefühle zu wecken und den Konsumenten in trauter Selbstzufriedenheit zu wiegen. Dass es dazu nicht kommt, dafür sorgen die Inhalte dieser Lieder. Viele Texte stammen von Dieter Süverkrüp, der als kritischer Beobachter bundesrepublikanischer Zustände mit Witz und Ironie zur Sache kommt und – ganz dezent, aber unmissverständlich das Unbehagen an einem Land ausdrückt, in dem zwar vieles gut, vieles aber auch recht unbefriedigend ist. Kein schöner Land - der Titel des alten Volksliedes gewinnt hier neue und ironische Bedeutung: „Ein schönes Land“ heißt die Version von Zupfgeigenhansel und die geht so:“ Ein schönes Land zu dieser Zeit ist hier das unsre weit und breit, wenn auch die Linden sich seltner finden, als vor der Zeit“ (Bernd-Otto Forstmann)