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Return of the Tüdelband
Der mit den Wolfs tanzt oder die Geschichte vom Tüdelband
Am 29. September erscheint zu Ehren der Gebrüder Wolf die CD 'Return of the Tüdelband'. 1911 schrieb Ludwig Wolf, ein jüdischer Schlachtersohn, das Couplet (ein Lied mit pointiertem Refrain) 'Een echt Hamborger Jung'. Diese Hamburger Volksweise entwickelte sich zu einem Klassiker und hat bis heute nichts von seinem Charme verloren.

Klaun, klaun, Äppel wollen wir klaun... die wohl bekanntesten Zeilen eines berühmten Hamburger Gassenhauers, der Junge mit dem Tüdelband.

1911 schreibt Ludwig Wolf, ein jüdischer Schlachtersohn, das Couplet Een echt Hamborger Jung. 93 Jahre später erfreut sich diese Hamburger Volksweise, die auf die zweite Strophe des Couplets zurück geht, nach wie vor so grosser Beliebt- und Bekanntheit, dass sich erneut eine Vielzahl an Künstlern diesem Song annehmen. Von den 10er bis in die frühen 30er Jahre sorgt das jüdische Brüderpaar, Komiker- und Gesangsduo Gebrüder Wolf aus der Hamburger Neustadt bis weit über die Hamburger Grenzen hinaus für Furore und Begeisterung. 1933 setzen politisch und moralisch fehlgeleitete Machthaber das Bühnenverbot für jüdische Künstler durch. Der Anfang vom Ende.

Die Wolfs dürfen ihre eigenen Lieder nicht mehr singen. Teile der Familie wandern aus, andere kommen ins Konzentrationslager und die Gebrüder Wolf geraten in Vergessenheit. Wer unter 80 Jahren kann schon von sich behaupten, dass er die Autoren dieses Hits kennt. Wir schreiben das Jahr 2003, kurz vor dem Return of the Tüdelband. Genau diesen Namen trägt eine Sammlung von 22 verschiedenen Interpretationen des Wolf-Klassikers, die in Kürze erscheint. Kann das gut gehen? Ja es kann. Kein neunmalkluges Hamburger Schule-Genöhle, keine üblichen Verdächtigen der Hamburger Hip Hop-Familie und keine uninspirierte Eurodance-Chartanbiederung, sondern mutige, interessante, originelle Ausseinandersetzung mit dem Song. Den Anfang macht gleich der Ur-Enkel Dan Wolf mit seiner Rap-Formation Felonious. So ein Apfelklau kann ganzschön funky sein. Folgen tut ihm Der Fall Böse. Nicht weniger funky ist ihre Liebeserklärung an Hamburg in der aus dem Jungen ein alter Mann mit'nem Tüdelband geworden ist. Ein weiteres Highlight ist Fink's Eckensteher, der sich auf ihren Konzerten zum Hit gemausert hat.

Im Folk-Songschreiber-Gewand wird über die durchaus tiefere Bedeutung von Ecken philosophiert. Grossartig. Huss beschreibt auf Club-taugliche Weise, dass ein Hamburger Jung keinen Schmerz kennt. Mit seiner Electro Clash-House-Interpretation könnte Huss ein potenzieller Club-Hit gelungen sein. Das so ein Apfel auch massiv Vitamine hat die einen Apfelklau hier und da mal nötig macht erzählen uns auf überzeugende Art und Weise die Hamburger Jungs von Otterpost. Junkie-Geschichten, Liebe und Leid in Hamburg, Schicksale dicker Mädchen und vieles mehr findet sich auf der Wiederkehr des Tüdelbands. Die musikalische Bandbreite fängt bei Rap an, streift Country, Pop, Reggae, Folk, Electro Clash, Rock und hört bei einer Balade auf. Die große Mixtur macht das Durchören nicht unbedingt einfach, aber wer sagt das man die CD in einem Schwung durchhören muss. Ludwig Wolf hat einen Hamburger Evergreen geschrieben und diese CD dankt es ihm. Für das gutsortierte Hamburger Plattenregal ist dieses Werk ein Muss. Am 28. September gibt es zur CD das Release-Konzert in der Fabrik (siehe Veranstaltungstipp). Viele auf der CD vertretenden Künstler werden dort auftreten und auf ihre Art das Lebenswerk der Gebrüder Wolf ehren.

TVO