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E.S AFREEKANOS – (Les Eléments Sécréts de la liberté à l´africaine)

In der französischen Hip-Hop Szene macht sich seit längerer Zeit schon Nervosität breit. Paris, und später für kurze Zeit auch Marseille, galt lange als das Mekka des französischen Beat + Raps – aber inländische Hip-Hop Crews verlieren langsam aber sicher an Inspiration, nationaler Hip-Hop wird immer weniger gekauft und Konzerte wie auch Jams sind in Frankreich lange nicht mehr so gut besucht, wie es vor einem Jahr noch der Fall war.

Angesichts dieser Situation richtete sich die Aufmerksamkeit der Musikbranche Frankreichs zunehmend auf einen anderen Kontinent: Das geheimnisvolle Herz des Erdballs – Afrika – kommt massiv. In französischer Sprache, die auch in den ehemaligen Kolonialstaaten Frankreichs im Westen Afrikas gesprochen wird, aber mit völlig neuen musikalischen und textlichen Einflüssen.

Schon die Erfolge von Positive Black Soul (Senegal), Passi (Kongo) und vielen anderen, haben den unaufhaltsamen Siegeszug des Hip-Hop in West-Afrika angekündigt. Nun entstehen hier Crews, die sich künstlerisch hochschaukeln, Konzerte ‚mutieren' zu überfüllten Riesenfestivals, ähnlich wie in Paris vor 5 Jahren.

Die beiden Köpfe von den Afreekanos (AFKS) Jon Mavinga und Blaise Aundu kommen aus einer dieser heißen Brutstätten: Kinshasa, der Hauptstadt des Kongo – vielen noch aus Berichten der ‚Tagesschau' über die blutigen Gräueltaten des Ex-Diktators Mobutu als Zaire bekannt.

Die heiße und chaotische Hauptstadt mit dem Spitznamen ‚Die grüne Hölle' offenbarte den beiden Rappern jedoch relativ schnell ihre Grenzen und so kam es, dass sie über Ruanda/Angola, Paris/Frankreich, Lüttich/Belgien und Genf/Schweiz ihren Weg nach Köln gefunden haben.

Hier haben die Afreekanos nun Ihre langgesuchte Basis gefunden und verarbeiten mittels ihrer Musik all die Erfahrungen, welche sie über die Jahre in den verschiedensten Ländern gesammelt haben. Hip-Hop, dessen Horizont ausnahmsweise mal größer ist als nur die angrenzende Nachbarschaft.

‚Wir präsentieren uns als autonomer Teil eines reichen, aber auch von Krieg und wirtschaftlicher Abhängigkeit gebeutelten Kulturraumes. Die Rhythmen und Einflüsse von Künstlern wie Franco, Papa Wemba und Rochereau, die uns in unserer Jugend ständig umgaben, haben unseren Stil zwar beeinflusst und uns geholfen uns vom sonst so üblichen frankophonen Hip-Hop abzuheben, aber das ist auch schon alles. Wir machen Rap. Die letzte Generation beging größtenteils den Fehler ausschließlich über Liebe und Spaß zu singen und die Augen vor den Missständen und Problemen der realen Welt zu verschließen. Wir sind wie wir sind, das ist unsere selbstgewählte Freiheit. Wir wollen vom Leben erzählen, so wie wir es auf unserer ‚Reise' nach Europa gesehen haben und so wie wir sie immer noch täglich erleben. Manchmal sind es auch auf den ersten Blick unscheinbare Dinge, auf welche wir aufmerksam machen wollen, manchmal sind es aber auch knallharte politische Statements.'

Diese politischen Statements waren auch der Grund für die Einladung der BROTHERS KEEPERS, bei denen die AFKS auf der B-Seite der Top 5 Single ‚Adriano' sowie auf dem Album mit einem Song in Zusammenarbeit mit Torch und Sékou vertreten sind.

Der erste Schritt für die Aufgabe als kulturelle Botschafter ist getan – die Resonanzen auf die wütenden Texte und den pumpenden Flow der AFKS sind enorm.

‚Es ist uns durchaus bewusst, dass wir in unserer momentanen Heimat Deutschland durchaus Schwierigkeiten haben, da nur ein geringer Bruchteil des Publikums unsere Sprache versteht. Aber unsere Musik hat den Soul, den viele andere Hip-Hop Crews vermissen lassen. Wie produzieren unsere Songs von vorneherein auch so, dass jeder die Chance wahrnehmen kann, unsere Musik und damit auch unsere Aussage zu ‚fühlen'. Beat + Rap bilden also immer eine emotionale Einheit.

Trotzdem darf man nicht den großen Anteil von Exil-Afrikanern in Deutschland vergessen, die wir in unseren Songs nicht selten konkret ansprechen. Wir kennen deren Probleme, weil wir sie teilweise selber hatten oder schon lange Zeit haben und was viel wichtiger ist, wir kennen das allgemein stark unterschätzte Gefühl sich als Fremder und damit gezwungenermaßen auch alleine zu fühlen. Vielleicht können wir mit unserer Musik irgendwann dazu beitragen, dass die Kommunikation zwischen den afrikanischen Flüchtlingen und der deutschen Bevölkerung intensiver und produktiver wird'.

Daß das Interesse für die Musik der AFKS insgesamt doch durchaus ausreichend ist, zeigen nicht nur diverse Buchungen als Vorgruppe von französischen Rapstars wie Zoxea (Sages Poetes de la Rue) und Lord Kossity (IV My People) sowohl Support-Performances bei deutschen Acts wie Spax, Tefla + Jaleel und Patrice, sondern nach dem Brothers Keepers Erfolg nun auch die große Nachfrage nach weiteren Songs der Afreekanos.

Noch in diesem Jahr kann mit dem ersten Longplayer gerechnet werden, bei dem auch große Teile der deutschen Rap-Elite mit von der Partie sein wird.

Les Éléments Sécréts de la liberté à l´africaine – die Geheimnisse birgt nicht die afrikanische Mystik allein. Wir dürfen gespannt sein, welchen Knaller uns die Afreekanos gegen Ende des Jahre vorlegen werden!