Kabarett von und mit: Lisa Politt & Gunter Schmidt

Seit nunmehr 20 Jahren stehen Lisa Politt und Gunter Schmidt erfolgreich als Kabarett HERRCHENS FRAUCHEN auf der Bühne. Ihre Programme zählen bundesweit zu den Hits der Kabarett-Szene. Und seit 2002 betreiben Herrchens Frauchen in Hamburg das POLITTBÜRO, das eigene Kabaretthaus am Steindamm in der Nähe des Hauptbahnhofs. 1992 erhielten sie den Deutschen Kleinkunstpreis. 2003 erhielt Lisa Politt den Deutschen Kabarettpreis.

HERRCHENS FRAUCHEN (Lisa Politt & Gunter Schmidt) +ANTJE BASEDOW:
„Parole Schnulli- dem Nachwuchs keine Chance“


Gunter Schmidt, Antje Basedow, Lisa Politt (diese Foto ist printfähig, download mit rechter Maustaste)

In einer Zeit, in der ein immer wichtiger werdender Konkurrenzfaktor in wirtschaftlich globalisierten Zusammenhängen der sogenannte „Sozialtransfer“ ist, rückt auch die Bildung in den Focus ihrer industriellen Verwertbarkeit . Den Volkshochschulen werden die öffentlichen Zuschüsse gestrichen, das Bildungswesen wird zunehmend privatisiert, und die Wirtschaft behält sich im Gegenzug vor, das für ihre Zwecke verwertbare „Humankapital“ an entsprechenden Elitezentren heranzubilden.

Aber: Ist, was die Spitzen der Gesellschaft für richtig halten, notwendigerweise „böse“?

Lebenslanges Lernen-  es gibt mittlerweile eine ganze Industrie, die davon profitiert. Warum aber nicht auch profitieren, wenn alle Beteiligten etwas davon haben? Besser doch, man hilft, als wenn die bildungsfernen Schichten das zur Ausbildung gedachte Geld einfach nur vorm Fernseher versaufen, wie neulich ein SPD- Politiker messerscharf analysiert hat.

Dieses Dilemma kann linke Kabarettisten wie Gunter Schmidt und Lisa Politt nicht kalt lassen. Gerade sie begreifen ihre Arbeit auf der Bühne auch als sozialen Auftrag und werden tätig: Sie nehmen eine junge Kollegin aus der Unterschicht unter ihre Fittiche und geben ihr Tipps für einen erfolgreichen Start auf die Bretter, die so auch (irgendwann) für sie die Welt bedeuten können. Politt und Schmidt lassen nichts unversucht, um der Kollegin mit guten Ratschlägen den Weg auf die Bühne zu ebnen -  oft genug auch gegen den Widerstand ihrer Vorurteile (auch als selbstbewußte junge Frau beispielsweise vergibt man sich schließlich nichts, wenn man dem Negativ- Image der Emanzen charmant etwas durch dezente Schminke und ansprechende Kleidung entgegensetzt- um dann inhaltlich selbstverständlich hart und kompromisslos zu bleiben).

Dabei nutzen sie das lange am Markt etablierte Label „HERRCHENS FRAUCHEN“, um mit dem Mittel der Corporate Identity ein Image Transfer einzuleiten, der letztlich zu einer Win- Win - Situation führen wird: Die Verbindung wird Herrchens Frauchen, diesem nicht altern wollenden Geheimtipp des Kabaretts, endlich jüngeres Publikum in die Räume schwemmen, während die Jüngere zukünftig mit den anderen Beiden in einem Atemzug wird genannt werden müssen. Dass diese für die hochqualifizierte Ausbildung kaum etwas zahlen muss, ist eine Tatsache, die HERRCHENS FRAUCHEN als tätiges Zeichen der Solidarität selbstverständlich finden und medial eigentlich auch nicht verbreitet werden soll- zu bescheiden sind die beiden Altlinken, die unbedingt  vermeiden wollen, dass dieses beispielhafte Tun zur  billigen PR- Aktion verkommt.  Was Politt und Schmidt sich dafür zahlen lassen, dass Basedow für sie die Arbeit macht, bleibt also ähnlich im Dunkeln wie bei Jung&Matt.

- Gut, manchmal gehen die Beiden in ihrer Grossherzigkeit auch zu weit: Als sie die Jüngeren mit der ehrenvolle Aufgabe betrauen, das gemeinsame Stück vollkommen selbsttätig zu schreiben, geht das trotz des Fleisses der Praktikantin daneben: Alle gut gearbeiteten Gags, die intelligenten Pointen, jede noch so ausgefeilte Dramaturgie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Jüngeren dann eben doch eines fehlt: Der politisch kritisch- aufgeklärte Geist der 68er. Den ihr immer und immer wieder in langen Vorträgen nahezubringen werden die beiden Altlinken nicht müde, während die Praktikantin ihnen begeistert an den Lippen hängt und zum Ausgleich für ihre Mühe Kaffee kocht, Rotwein bringt und ihnen am nächsten Tag beim Aufstehen hilft.

Die mittlerweile 16. (Co-) Produktion von Herrchens Frauchen:

Ein Stück über Ausbildungskonzepte und Generation Praktikum. Zwei  Kabarettistinnen prallen aufeinander. Beide verbergen ihre wirklichen Beweggründe für ihre berufliche Motivation so energisch wie vergeblich. Die eine will in Wirklichkeit immer noch die Titelrolle aus „Fame“ (und zwar Leroy) spielen, um endlich dem Trauma ihrer schwer gestörten Kindheit zu entrinnen, die andere hat ihre Ideale von einst in Wirklichkeit längst aufgegeben und geht nur noch auf die Bühne, um genug Geld für ihre unkontrollierbaren Kaufrausch- Anfälle zu haben. Schmutz, Intrige, Neid und Mordlust, so mühsam wie wirkungslos verborgen unter „weiblicher Solidarität“ und getragen von der Angst vor’m Alter (Politt), der Angst vor’m Abstieg in die Sozialhilfe (Basedow) und der Angst, zwischen diesen beiden Frauen zerquetscht zu werden (Schmidt: ob und wie er sich in diesem durch Anspruch auf Solidarität verdonnerten und schwer auf Konkurrenz getrimmten Spannungsfeld wird behaupten können,  wird sich zeigen)- kurz: Ein vergnüglicher Abend kurzweiliger Unterhaltung, gewürzt mit musikalischen Attacken auf das kleinbürgerliche Verständnis tonaler Musik.

Ob nun Lisa Politt und Gunter Schmidt der jungen Kollegin wirklich etwas beibringen wollen oder nur Erklärungen für ihr eigenes Scheitern suchen, ob sie nun durch ihre Tipps den Nachwuchs letztlich fördern oder  lediglich die Konkurrenz ausschalten wollen- das wird man am Ende des Stückes möglicherweise genauso wenig wissen wie bei den anderen im Umlauf befindlichen Ausbildungsprogrammen.

Am Schluss dieses mit musikalischen Ausfällen gewürzten Programmes wird es jedoch sein wie immer: Alle wichtigen Probleme zum Thema sind abschliessend gelöst, Kranke werden geheilt, Zerstrittene versöhnt sein und alle glücklich singend Arm in Arm nach Hause gehen. Bestimmt.

Seien Sie auf alle Fälle dabei, wenn Herrchens Frauchen ihre junge Kollegin Antje Basedow einschwören auf die Goldenen Regeln des Schaustellergewerbes wie:

  • „Wer probt, kann nichts“,
  • „Lieber einen guten Freund verraten als einen Gag auslassen“ oder
  • „Der Profi klaut, der Laie kopiert“.

Denn wer weiß: Vielleicht finden auch Sie für diese erfolgversprechenden Tipps des täglichen Lebens das eine oder andere Anwendungsgebiet.

www.rock-links.de       www.antjebasedow.de

 

Aktuell

Premiere
PAROLE SCHNULLI im Polittbüro Hamburg am

Do. 11. Sept.

Weitere Vorstellungen:
Fr. 12.-
So. 14.Sept.

Di. 16. -
So. 21. Sept.

Di. 23. -
So. 28. Sept.

jew.20.00 Uhr

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